Teil 3
Schon bevor wir den WCF verlassen hatten, erkundigten wir uns natürlich wo wir dann auftreten konnten. Wie schon erwähnt, hatten wir genug Booking-Anfragen, doch dadurch das wir keine vernünftige Trainingsmöglichkeit hatten, versuchten wir unter zu kommen wo wir nur konnten.
Nur wenige Wochen nach unserem Shoot, fuhren wir nach Kiel um bei einer Liga (dessen Namen ich nicht mehr weiß) anzutreten. Jedoch sollte unser erster Auftritte außerhalb des WCF ein Desaster werden. Denn noch vor der Veranstaltung ging der Ring zu Bruch und der Event musste abgesagt werden. Glück im Unglück hatte ich zusätzlich weil man wollte das ich meinen Namen in Rassa Coolio änderte. Ich jedoch wenigstens einen eigenen Namen aushandelte und fortan mich bereit erklärte als X-Plode aufzutreten. Den Namen Rassa Coolio bekam dann doch jemand anderes und da die Veranstaltung nie statt fand, behielt ich auch meinen Namen und das bis heute.
Also hieß es für uns wieder zurück nach Berlin. Zum Glück wurden uns wenigstens die Fahrtkosten erstattet.
Unsere nächste Anlaufstätte war dann die NAWA, die bis Dato größte Wrestling Liga in Deutschland. Davey hatte dort schon kurzzeitig Erfahrungen gesammelt und kannte den Veranstalter, sodass wir keine Probleme hatten dort unter zu kommen.
Das erste was mir sehr positiv auffiel, war das sehr gute Klima unter den Aktiven in der Umkleide. Ich meine nicht das wir das beim WCF nicht hatten, aber es war einfach anders, da man sich nicht kannte und trotzdem sich gut verstand. Bis auf einen der sich Profi schimpfte und sich bei und nach der Show doch recht unprofessionell verhielt. Aber dazu komme ich gleich noch.
Jedenfalls sollten wir als die 4MEN(S) unseren Einstand feiern und das mit einem ordentlichen Bums. Wir saßen von Beginn an in der ersten Reihe im Publikum und sollten erst später den Ring stürmen. Es sollte ein Career Tag Team Match der Edeljobber Real Ossi, Powerhorse, Major Painmaker und Bomber stattfinden. Als beide Tag Teams im Ring standen, kam unser großer Auftritt. Wir bezogen unseren Shoot aus dem WCF mit ein und feierten uns als die Regelbrecher und Ligazerstörer. Also forderten wir die beiden Tag Teams zum 8 Mann Elimination Match heraus.Der Kampf an sich dauerte ca. 5 Minuten. Jeder von uns setzte nur seinen Finisher an und besiegte den Gegenüber. Somit feierten wir unseren Einstand bei der NAWA bei der Rock'n'Wrestling Night.Es war ein großer Event, vor ungefähr 500 Zuschauer. Ebenso mit bei der Show war die Ex-WWE Diva Sensational Sherri Martel, die leider im letzten Jahr viel zu früh verstorben ist. Auch sie erwies sich als Profi und konnte man ganz normal mit ihr reden. Ihre Gegnerin war im Übrigen Nikita, die nun bei der WWE als Katie Lea antritt. Die halb Engländerin halb Deutsche, war bis dato eine der angesagtesten Wrestlerinnen in Europa und kann ich mich noch stark erinnern wie ich sie angeflirtet hatte und das während ihres Auftrittes, als wir im Publikum saßen. Leider blieb weiteres Geplänkel hinter den Kulissen aus.
Als wir noch im Publikum saßen, hatte auch ein nicht unbekannter deutscher Wrestler seinen Auftritt. Karsten Kretschmar, einer der erfahrensten seiner Klasse, spielte an diesem Abend den Heel und da wir erst als sogenannte Fans dort saßen, buhten wir ihn natürlich aus und machten uns über ihn lustig. Deoroller war das was ihn dann langsam zur Weißglut brachte. Jedenfalls stürmte er mitten in seinem Match heraus und brüllte uns auf Englisch voll und spuckte mir voll ins Gesicht. Da frage ich mich, ob er dies bei jedem Fan macht der ihm gerade nicht in den Kram passt? Was sich als noch wesentlich unprofessioneller herausstellte, war das er seinen Freund nach der Show hinter den Kulissen zu mir schickte und dieser meinte 'Karsten warte nun draußen auf mich'.
Ich weiß nicht was sein verdammtes Problem war, aber so was sollte sich sicherlich nicht Profi nennen. Aber ich denke oder bzw. hoffe er tut so was nicht mehr und legt heute ein besseres und "professionelleres" Verhalten an den Tag.
Gut, was wir an dem Abend an den Tag gelegt hatten, war auch nicht sonderlich professionell, aber das war mehr oder weniger nach der Veranstaltung. Wir wussten schon vorher was wir für einen "begrenzten"Auftritt wir hatten und daher haben wir schon als wir im Publikum saßen einige Schlücke aus unserer Martini Falsche genommen. Aber trotzdem absolvierten wir unseren Auftritt sehr professionell. Im nachhinein, bereue ich das zwar doch, weil man es einfach nicht macht, aber ich war siebzehn Jahre...
Schlimmer war die Nacht danach: Wir bekamen die Fahrtkosten erstattet (damals war das normal), jedoch bekamen wir unseren Zug nicht mehr am selben Abend. Also feierten wir unseren ersten Auftritt hinterher am Bahnhof und tranken ebenso Alkohol. Scheinbar war ich viel zu gut dabei. Was nun kommt weiß ich vom erzählen:
Ich legte mich also volltrunken hin (am Bahnhof) und bin dann später wieder aufgestanden und habe nur ein Ziel gehabt: "Nach Hause, egal wie"!
So bin ich also in den nächstbesten Zug gestiegen und ab dafür, ohne das jemand Kenntnis von genommen hatte.
Als ich im Zug wieder aufwachte, war ich wieder bei Sinnen. Mein Handy klingelte und Marcel, mein 4MEN(S) Partner, war dran und fragte mich wo ich seie. Ich sagte nur 'ich weiß nicht, im Zug halt. Wo seid ihr denn?' Klar sie waren noch am Bahnhof in Uelzen. Verwirrt wie ich war, stieg ich also nächste Station aus und merkte das da kein Zug direkt nach Uelzen zurück fuhr. Ich versuchte die Polizei aufzusuchen, doch scheinbar war das Dörfchen nicht groß genug, um das die Polizei am Wochenende dienst hat. So bin ich also zurück zum Bahnhof und betrachtete den Fahrplan länger, bis ich zur Erkenntnis kam, das ich mit einmal in Lüneburg umsteigen doch noch nach Uelzen komme. Als der Zug dann nach über einer halben Stunde gekommen ist und ich dann in Lüneburg angekommen, versuchte ich dem Bahnpersonal zu erklären was mir passiert sei. Diese riefen in Uelzen an und bemerkten, das ich schon als vermisst gemeldet wurde. Also bekam ich eine Art Ticket, da mein Gepäck noch in Uelzen war, um zurück zu kommen. Als der Zug nach einer Stunde kam und das Bahnpersonal mich wieder wecken musste, bin ich rein und kam in nicht mal zwanzig Minuten an. Und meine drei Freunde waren sehr begeistert mich zu sehen!
Das war echt ein heftiger Start ins wirkliche Wrestlingleben. Aber ich war ab dahin geheilt. Ich hatte nie wieder soviel getrunken, wenn ich noch nach Hause musste.
Jedenfalls standen wir in der nächsten Woche schon wieder im Ringen. Diesmal bei der WON in Lingen. Für uns ein riesen Flop, über neun Stunden Zugfahrt und nur ca. 20 Zuschauer. Jedoch machten wir das beste daraus. Diesmal sollte ich zwei Matches haben. Erst den Opener mit Chrissi, der sich nun Kiezkiller Chris Rambach nannte, gegen Darkwarrior Ken Semain und T-Bone. Dies war mein erstes stiffes Match, denn Semain und T-Bone waren nicht gerade sanft im Ring. Nachdem wir dieses Match verloren, gab es später am Abend den Rückkampf zwischen Ken Semain und mir. Eigentlich sollte es auch ein 2 out of 3 Match werden, was allerdings die „professionellen“ Ringrichter und Ringsprecher nicht ganz schnallten und nach dem ersten Pin schon Schluss war und ich als Sieger hervor ging (was ja auch geplant war). Semain gefiel das gar nicht und rastete hinter den Kulissen aus und ein wenig ging mir die Muffe ja schon, da es den Anschein hatte das der Ex-Marterial Fighter mich dafür zur Verantwortung zog. Glücklicher Weise beruhigte Ken sich wieder und wir verstehen uns heute noch sehr gut wenn wir uns bei Events treffen.
Wieder zwei Wochen später traten wir das erste mal bei der JCWA/EWA zum Christmas Brawl in Dresden an. Diesmal kämpfte ich mit Gambit im Tag Team gegen Michael Ripp und The Messiah. Dieses Match war bis dato und auch heute noch einer meiner Besten. Von Anfang an stimmte bei uns vier die Chemie im Ring. Und wir konnten den 200 Zuschauern ein sehr gutes Match liefern. Auch wenn wir das Match verloren, haben wir endlich für uns die richtigen Gegner gefunden, auf die wir noch öfter treffen sollten.
Dresden war allgemein immer sehr angenehm dort aufzutreten. Die Leute waren nett, es gab die Fahrtkosten erstattet und ab und zu auch mal eine kleine Gage. Aber ansonsten hatten sie auch immer gute Wrestler die was von ihrem Fach verstanden und sich trotzdem nie Profis schimpften.
Nach zwei Monaten Pause, traten wir im Februar endlich mal wieder in einer Großstadt auf. GWA in Frankfurt am Main sollte die nächste Station für uns heißen. Mit dieser Liga wollten paar Leute mit zuviel Geld was ganz Großes aufziehen. Was jedoch schon nach der zweiten Show kläglich scheiterte und man nichts mehr von der GWA hörte. Auch dort gab es Gage, jedoch wurden wir 4 MEN(S) dafür auseinander gerissen und musste ich Triple C (vielen sicher bekannt) und Homeless Hammer gegen Chris Rambach, Gambit und Tyrant aus der NAWA ran. Dadurch das ich mit Chris und Gambit beim WCF trainierten, war dieses Match auch nicht so schlecht. Wir machten das Beste daraus. Wie auch gesagt war der bisher noch unbekannte Triple C auch von der Partie und konnten die Anderen auch ganz gut mit ihm arbeiten.
Jedoch mussten wir diesmal wieder auf dem Bahnhof übernachten, da wir wieder neun Stunden zurück brauchten, jedoch diesmal komplett nüchtern, da Chrissi und ich unsere Freundinnen bei hatten.
Wieder eine Woche später sollte es zum letzten Auftritt in kompletter Besetzung der 4 MEN(S) bei der EWA kommen. Erneut trafen wir auf Michael Ripp und The Messiah Marcus Millenium, jedoch auch auf unsere eigenen Partner Crazy Davey und Chris Rambach. Diesmal wollte es die Ligaleitung den 4MEN(S) schwer machen an den Tag Team Titel heran zu kommen. Auch das Match toppte vor dem Dresdner Publikum nochmal unser erstes Match gegen Ripp und Messiah. Vielleicht sogar mein Bestes Match meiner ganzen Karriere, aber da bin ich mir immer unschlüssig. Durch rangeleien konnten Ripp und Millenium das Match für sich entscheiden.
Aber wenigstens hatten wir zu viert nochmal ein herausragendes Match, denn von nun an ging es mit den 4MEN(S) bergab.