Also da hatte ich nun mein erstes Match vor Publikum. Leider war unser Standort nicht gerade der beste bei diesem Fest in den Gropius Passagen, so dass es teilweise nur zehn bis zwanzig Zuschauer waren, die stehen geblieben sind und sich unsere Show ansahen. Aber für mich war das völlig ok, denn ich war so schon aufgeregt genug und hätte mir mehr Zuseher es nicht gerade leichter gemacht. Leroy war ebenso sehr aufgeregt und kann man letztlich sagen das dies nicht unser bestes Match gewesen war. Es beinhaltete fast nur Haltegriffe und wäre für mich sicherlich auch nicht so spannend gewesen. Aber zumindest konnte ich stolz behaupten meinen ersten Kampf vollzogen und auch durch Aufgabe gewonnen zu haben. Einen Tag später hatten wir wieder dort einen Auftritt und wieder hieß mein Gegner Randolph Gurbinski. Nur dieses Mal konnte er dieses ebenfalls unterdurchschnittliche Match für sich entscheiden, nach dem ich „K.O.“ gegangen war. Schon in diesem zweiten Match brach ich eigentlich ein ungeschriebenes Gesetz und änderte ein wenig das Ende. So war eigentlich geplant, das ich im Boston Crab aufgeben sollte, allerdings habe ich mich im Kampf dagegen entschieden und spielte einfach die Bewusstlosigkeit vor, so dass der Ringrichter den Kampf abrach. Das hatte folgenden Hintergrund. Mein erster Kampf
Schon im Training war ich dafür bekannt in Matwrestling Kämpfen (Trainingsringkämpfe für die Kondition, bei denen man den Gegner zur Aufgabe bringen muss) nicht aufzugeben. Etliche meiner Kämpfe im Matwrestling wurden vom Trainer abgebrochen, da ich selbst meine Gesundheit und Verletzungen aufs setzte. Aber bis heute kann ich stolz sagen nie auf der Matte aufgegeben zu haben. Das wollte ich dann auch nicht bei meinen Wrestlingmatches und bin ich immer, wenn ich aufgeben sollte einfach K.O. gegangen um nie aufgeben zu müssen.
Im Juni 1999 hatte ich dann meinen ersten Auftritt bei einer eigenen Veranstaltung des WCF, vor ca. 40-50 Zuschauer im Kato Berlin. Mein Gegner war niemand geringeres als mein Trainer Mick, der unter dem Namen MOS auftrat. Dieses Match war natürlich schon etwas besser als die Kämpfe zuvor gegen Gurbinski. Schließlich war Mick wesentlich erfahrener. Auch wenn ich den Kampf verloren hatte, war ich wesentlich stolzer auf diesen Auftritt und habe ich auch für einen Anfänger eine ganz gute Show abgeliefert. Schließlich war ich bis dato noch sehr begrenzt in meinen Moves und hatten wir dieses Match auch nicht gerade gut mit einer Storyline versehen. Ich gegen MOS
Der nächste Kampf fand dann das erste Mal nicht in Berlin und beim WCF statt. Am 20.11.1999 wurden wir nach Betzdorf eingeladen zur GWS. Dort sollte ich dann gegen die ebenso Rookie-Wrestlerin und ebenso aus unserem Stall Scary Mary antreten. Im Vorfeld wurde mir gleich gesagt, das ich gegen sie verlieren sollte, da Frauen im deutschen Wrestling noch relativ neu waren und meist sehr gepusht wurden. Also tat ich das was ich tun sollte und machte das Beste daraus. Vor dem Kampf machte ich mich natürlich darüber lustig, dass Frauen nicht in den Ring gehören, sondern hinter dem Herd und halt sonstige chauvinistische Sprüche. Nachdem ich dann in diesem extremen Match (wir kämpften in einem alten Boxring, die wesentlich härter sind und nicht gefedert, wie ein Wrestlingring) verloren hatte, machte sich auch noch der schwergewichtige Lokalmatador Thomas Blade über mich lustig, da es eine Schande sei gegen eine Frau zu verlieren. Dies sollte eine Fehde zwischen der GWS und dem WCF hervorrufen. Denn nur knapp drei Wochen später traten einige GWS‘ler bei uns in Berlin beim WeihnachtsWrestlingWahn auf. Jedoch spielte ich in der kurzen Story nur eine verbale Rolle. Beim WWW sollte ich dann auch zwei Matches bestreiten. Zuerst die Revanche gegen Randolph Gurbinski und dann gegen den eingebildeten Gambit, der von meinem Wrestling-Kumpel Marcel verkörpert wurde und der nur wenige Monate vor mir mit dem Wrestling begann. Den Rückkampf gegen Randolph konnte ich in einem inzwischen wesentlich besseren Match gewinnen, Gambit allerdings musste ich mich einer Niederlage unterziehen. Während der Kampf gegen Gambit ohne Folgen blieb, sollte es bei der nächsten Show zum entscheidenden Kampf zwischen mir und dem Rechtsverdreher kommen. Gegen Gambit
Am 18.03.2000 stand die „WCF Wrestling Frühling“ Show im Stadthaus Böcklerpark an. Am Anfang der Show wurde dann der Hauptkampf zwischen Fresh Freddy Freak gegen Randolph Gurbinski bekannt gegeben. Dies sollte dann ein alles entscheidendes Hardcore Match werden. Doch zuvor musste ich gegen die neue Wrestlerin Rabea ran, die ihr erstes und letztes Match hatte, da sie schnell den Spaß zu diesem Sport verloren hatte. Nachdem ich Rabea relativ schnell besiegte, erwartete mich also mein erster Main Event. Dies war dann natürlich auch der bisher Beste Kampf von mir und Leroy. Natürlich wollte ich den ca. 80 Zuschauern auch etwas Besonderes in diesem Kampf ohne Regeln bieten. Also benutzten wir in dem Fight Badfliesen, die mir Gurbinski über den Kopf hämmerte. In diesem Moment verpasste ich mir meinen ersten „Cut“. Damit es also unheimlich brutal aussieht, fiel ich nach diesem Schlag mit der Badzierde in die Ecke und schnitt mir mit einer Scherbe ein wenig die Stirn auf, so dass der Schlag noch intensiver wirkte. Ich blutete also das erste Mal in einem Kampf und die Zuschauer waren schockiert und gleichzeitig begeistert über diesen hartgeführten Kampf. Zu meinem Leidwesen verlor ich den Kampf, aber erinnere ich mich auch sehr gern an dieses Actionreiche Match zurück. Denn wir hatten es nicht nur brutal, sondern auch sehr unterhaltsam gestaltet.
Das Hardcore Match
Drei Monate später fand die nächste Show im Böcklerpark Kreuzberg statt. Wieder musste ich zwei Neulinge in ihrem Wrestling Debüt durch den Event ziehen. Der Vorstand des WCF fand eben, das ich dies von allen mit am Besten konnte. Im ersten Kampf steckte man mich mit dem durchgeknallten Neuling Death Animal zusammen in einem 2vs1 Match gegen Mortal Dread. Letzterer gewann diesen Kampf, nachdem er Animal dem Erdboden gleich machte. Was mich allerdings weniger interessierte. Ich bereitete mich lieber für meinen späteren Kampf gegen The King (einem türkischen The Rock-Verschnitt) vor. Dieser hatte ebenfalls sein erstes Match, aber war sehr unterhaltsam in dem was er tat. Es war also nicht mein technisch bester Kampf, jedoch einer unserer Unterhaltsamsten. Nur drei Wochen später am 1. Juli, hatten wir unseren ebenso unterhaltsamen Rückkampf, welches ich ebenfalls gewann.
Einen Monat später fand der Geburtstag vom WCF statt. Dort wurden die für den September geplanten Finals um den ersten WCF Championtitel gepusht. Die Finalisten des Kurz-Turniers waren Mortal Dread, Gambit, Crazy Davey und meine Wenigkeit. Bei dieser öffentlichen Geburtstagsfeier, verlor ich dann zusammen mit Gambit gegen Davey und Dread. Da ich Face war und Gambit Heel, konnte dieses sehr gute Match auch nicht gut für uns ausgehen. Schnell hatten wir uns in den Haaren und verloren das Match. Also gab es im Main Event des Abends noch einmal das Match Gambit gegen Fresh Freddy Freak, welches ich dann für mich entscheiden konnte. Nach dem Tag Team Match
Am 16.09.2000 fanden dann bei Wrestlingfreaks die Finals statt. Im Halbfinale traf ich erneut auf Gambit. Ich kann sagen dass dies mit das beste Match in meiner bis dahin kurzen Karriere gewesen war. Das lag aber auch ein wenig daran, dass wir Aktionen zeigten, die wir im Training nicht trainieren durften, da Mick diese selbst nicht beherrschte. Was leider zu oft vor kam. Jedenfalls besiegte ich Gambit und zog somit in das Finale und dem Main Event um den ersten Championtitel des WCF ein. Mein Finalgegner war Mortal Dread, ebenso seit einiger Zeit mein Freund Chissi. Auch wir lieferten einen sagenhaften Kampf ab, der den ersten gegen Gambit noch weit übertraf. Jedoch war ich diesmal nicht so erfolgreich und Mortal Dread wurde zum ersten WCF Champion gekrönt.
Nach dem Kampf passierte etwas womit niemand gerechnet hatte.
Schon einige Monate zuvor saßen Davey, Chrissi, Marcel und ich zusammen nach dem Training und diskutierten wie unzufrieden wir waren und das die Politik der Liga nicht den richtigen Weg einschlug. Wir fühlten uns als würden wir stets nur noch auf der Stelle treten. Wir durften nicht in anderen Ligen auftreten, im Ring nicht zeigen was wir können, da unser Trainer sich nicht weiter entwickelte, wie wir das taten und weil wir nichts zu melden hatten, was Storyline Matches usw. anging. Alles wurde immer vom Vorstand, der aus einer Familie (Sydow) bestand, entschieden. Zu den gehörten Ilo (Mutter), Mick (Sohn) und Britta (Frau von Mick). Also entschieden wir vier den WCF nach Wrestlingfreaks zu verlassen. Und das taten wir auch…
…und zwar direkt nach dem Chrissi Champion wurde. Nach meiner Niederlage griff ich mir das Mikrofon und erklärte unseren Ausstieg aus diesem Verein und der Liga. Chrissi gab den Titel auch sofort wieder ab, während Davey und Marcel mit unseren Taschen rauskamen. Nach meiner Rede verabschiedeten wir uns von der Liga und dem Publikum. Allerdings nicht ganz! Denn die ganze erste Reihe stand mit unserem Verlassen auf und verließ mit uns die Halle. Natürlich waren das alles Freunde von mir, die sich den Abend nicht entgehen lassen wollten und wir danach unseren Ausstieg gemeinsam feierten.
Ich weiß, dass es nicht gerade der schönste und sauberste Abgang war, aber uns hat es sehr viel weiter gebracht und konnten wir nun das tun was wir wollten und wo wir es wollten. Im Internet und der Wrestlingzeitschrift Power Wrestling wurden wir absolut zerrissen und wurde über uns hergezogen. Die Promoter der anderen Ligen empfanden diesen Shoot (eine mit dem Promoter oder Gegner nicht abgesprochene Handlung im oder außerhalb des Kampfes) allerdings als sehr gelungenen PR-Gag und versprachen uns einen guten Start in ihrer Liga.
Ab sofort tourten wir gemeinsam als die 4MEN(S), die Regelbrecher, durch Deutschland. Der WCF schloss kurze Zeit wegen immenser Schulden später seine Pforten und haben wir von den Leuten kaum noch was gehört. 4MEN(S) war im Übrigen kein Rechtschreibfehler, sondern stand für 4 Mögen Euch Nicht (Sydows) und war einfach nur für uns ein Insider-Gag.
Im nächsten Teil erzähle ich über die Veranstaltungen in ganz Deutschland, die wir als 4MEN(S) besuchten und dort antraten…